Die Halligwelt

Der Naturraum der Halligen ist von zahlreichen Besonderheiten geprägt. Sie besitzen nicht nur eine wichtige ökologische Funktion, da sie bedeutende Rast- und Brutgebiete für zahlreiche Vogelarten darstellen, sondern liegen auch nur knapp über dem mittleren Tidehochwasser. Ein Anstieg des Meeresspiegels kann daher gravierende Auswirkungen haben. Um diese zu veranschaulichen, werden verschiedene Anstiegsszenarien simuliert.

Hallig Hooge


Aufgrund ihrer exponierten Lage und ihrer wichtigen Funktion als natürlicher Sturmflutschutz der Festlandküste stellen die Halligen eine weltweit einzigartige Natur- und Kulturlandschaft dar (MELUR 2014:2). Sie liegen inmitten des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und bilden mit ihm das Biosphärenreservat Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen (NATIONALPARK WATTENMEER 2010).

Seit der Besiedlung des Wattenmeeres haben die Bewohner mit schweren Sturmfluten zu kämpfen (MELUR 2015:44f.). Sie zerstörten zusammenhängende Marschflächen und ließen bis zum 19. Jahrhundert etwa 100 Halligen verschwinden (BIOSPHÄRE DIE HALLIGEN 2017; MELUR 2015:45), sodass heute nur noch zehn existieren. Eine von ihnen ist Hallig Hooge. Aufgrund vielfältiger Erlebnisangebote, Sehenswürdigkeiten, Restaurants und Cafés gilt sie als Aushängeschild des Halligtourismus (BIOSPHÄRE DIE HALLIGEN 2017; INSTITUT RAUM & ENERGIE 2008:8).

Auch wenn der Klimawandel für die Halligen eine Herausforderung darstellt, können sie im gewissen Maße mit dem steigenden Meeresspiegel mitwachsen. Während Sturmfluten herrscht auf den Halligen mehrmals im Jahr Landunter (fast vollständige Überflutung), wobei sich Schlick und Sand auf der Halligfläche ablagern kann (WWF 2018:4). Dadurch wachsen sie nach und nach in die Höhe. Allerdings ist das Höhenwachstum bei allen Halligen und besonders bei Langeneß und Hooge zu gering (MELUR 2014:21; NOLTE et al. 2018:5), sodass letztere ohne Küstenschutzbauwerke bereits bei mittlerem Hochwasser überflutet wäre (MOHAUPT 2014). 

Landunter auf Hallig Langeness.

Doch der Sommerdeich Hooges sorgt dafür, dass die Anzahl der Überflutungen verringert wird, indem flach auflaufende Sturmfluten abgehalten werden (MEIER 2006:18). Auf der einen Seite wird dadurch das Leben der Halligbewohner und die Flächenbewirtschaftung erleichtert (WWF 2018:12f.), auf der anderen Seite aber auch das wichtige Höhenwachstum für die Anpassung an den steigenden Meeresspiegel verringert. Daneben stellen die Warften einen besonders wichtigen Hochwasserschutz dar. Während der Landunter-Phasen sind die Halligen fast vollständig überflutet, sodass nur noch die Warften herausragen. Dabei handelt es sich um künstlich aufgeschütteten Erdhügel, die Wohnhäusern und anderen Gebäuden durch ihre erhöhte Lage Schutz vor Sturmfluten bieten (MELUR 2013:15).

Um die Bewohnbarkeit der Halligen auch in Zukunft bei einem höheren Meeresspiegel zu sichern, müssen die Sicherheitsstandards der Küstenschutzbauwerke stehts aufrecht erhalten und Maßnahmen des Küstenhochwasserschutzes und der Küstensicherung an den steigenden Meeresspiegel angepasst werden (WWF 2018:29). Dazu zählen zum einen Warftverstärkungen und weitere Hochwasserschutzbauwerke, zum anderen aber auch Maßnahmen, die für ausreichend viele Überflutungen sorgen und somit das Höhenwachstum begünstigen. Die Herstellung eines Gleichgewichtes zwischen nicht überfluteten und überfluteten Phasen wird zukünftig eine Herausforderung darstellen.

Zu erwartende Änderungen


Es gibt keine einheitlichen Projektionen für den Meeresspiegelanstieg zum Ende des 21. Jahrhunderts im schleswig-holsteinischen Wattenmeer. Die in der wissenschaftlichen Literatur vorkommenden möglichen Anstiege decken vielmehr einen Bereich von 0,3 bis 1,1 m ab. Im Vergleich zum globalen Meeresspiegelanstieg fallen die Projektionen in der Deutschen Bucht etwas höher aus. Dies liegt unter anderem daran, dass sich das Land infolge der schmelzenden Gletscher Skandinaviens um einige Zentimeter pro Jahrhundert absenkt (JENSEN et al. 2011:113f.)

Da Sturmfluten auf dem Meeresspiegel aufsetzen, ist in Zukunft bei steigendem Meeresspiegel auch mit höheren Sturmfluten zu rechnen. Ohne dass sich die Windverhältnisse verändern, können sich die Sturmflutwasserstände bereits um die Höhe des Meeresspiegelanstiegs erhöhen (BUND 2013:2). Während einige Forscher von gleichbleibenden Windverhältnissen ausgehen, projizieren andere stärkere Winde, wodurch die Sturmfluten nochmal um bis zu 0,4 m höher auflaufen können. Zusammen mit einem Meeresspiegelanstieg in Höhe von 1,1 m könnten sich Sturmfluten im Vergleich zu heute somit bereits um 1,5 m erhöhen. 

Simulation verschiedener Anstiegsszenarien


Mithilfe der folgenden Anwendung werden verschiedene Wasserstände simuliert. Zum einen wird der heutige durchschnittliche Tidehochwasserstand dargestellt, der aufgrund der Gezeiten zweimal täglich auftritt. Außerdem wird untersucht, wie sich dieses ändert, wenn der Meeresspiegel um 0,3 m, 0,5 m, 0,8 m und 1,1 m ansteigt. Sturmfluten können je nach Intensität schwere Schäden mit sich bringen und stellen für die Deutsche Bucht eine besondere Gefahr dar (UBA 2015:68). Aus diesem Grund wird auch der höchste zu erwartende Sturmflutwasserstand in Abhängigkeit der vier Anstiegsszenarien simuliert.

Sollte die Karte nicht angezeigt werden, bitte den Direktlink nutzen.

Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts kann im höchsten Anstiegsszenario mit Sturmfluten gerechnet werden, deren höchste Wasserstände bei bis zu 4,90 m liegen. Die folgende Video zeigt eine Animation des Anstiegs auf ebendiesen Wasserstand.